Kinder haben ein Recht auf Spielen!

„Sag es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es mir vielleicht behalten. Lass es mich selbst tun, und ich werde es können.“ (Konfuzius)

In meiner Arbeit mit Kindern als Ergotherapeutin ist dieser Satz für mich ein Leitsatz. Lernen durch das eigene Tun- „learning by doing“. Kinder (und auch Erwachsene) lernen und be-greifen am besten durch das selbstständige Tun.  Doch was sollen Kinder tun? Einfach „nur“ spielen! Das Spiel ist für Kinder das Wichtigste! Im Spiel lernen Kinder Dinge zusammenzubauen, zu koordinieren, eine Handlung zu planen, Probleme zu lösen, sich selbstwirksam zu erleben, gemeinsam zu schaffen und das alles ganz ohne Stress und ohne externe Motivation. Spiel kann überall und jederzeit entstehen. Einfache Alltagsmaterialien reichen oft schon, und schwups entsteht aus einem Karton und Papierrollen eine Ritterburg, oder aus Stoffresten ein Kunstwerk.

Doch nicht überall auf der Welt ist es Kindern möglich zu spielen. Kinderarbeit ist ein leider noch viel zu weit verbreitetes Phänomen. Auf meiner Reise in Asien sah ich unzählige Kinder in kleinen Imbissbuden oder am Feld arbeiten. Wie die Großen arbeiten Kinder, um ihren Familien beim Überleben zu unterstützen. Kein Vergleich mit meiner Kindheit. Wenn ich zurückdenke, erinnere ich mich nur daran gespielt zu haben, draußen mit den Nachbarskindern, mit meinem Spielzeug oder Tieren, die ich in der Wiese gefunden habe. Ich hatte Raum zum Entdecken, zum Beobachten, zum Erleben und zum Begreifen. Ich hatte eine sichere Umgebung sowie Eltern, die mich zum Spielen ermutigten. Eine Kindheit, die so fern von der Realität so vieler Kinder ist.

Alltag auf einem Markt in Nepal

Und das obwohl in der UN- Kinderrechtskonvention verankert ist, dass jedes Kind ein Recht auf Spielen hat. Jemand, der ein Kind am Spielen hindert, hat ein Menschenrecht verletzt.

Denn Spielen fördert nicht nur Kinder in ihrer Entwicklung und steigert die Lernfähigkeit, sondern kann auch helfen traumatische Erfahrungen zu überwinden.

Gerade in Regionen wie Birgunj (Südnepal), wo Kinderarbeit, Mädchenhandel und Vergewaltigung zum Alltag gehören, bekommen Spiel und Kindsein eine noch größere Bedeutung. Viele kleine und große Schritte haben wir mit ChildVision Nepal bereits getan, um den Kindern das Spielen und Lernen in einer geschützten Umgebung zu ermöglichen. Wir (ich spreche hier für alle österreichischen Voluntärinnen, die in Birgunj waren) haben Spiele aus Österreich importiert und den Kindern beigebracht.  Wir haben mit den Kindern gesungen, geturnt und gemalt- Dinge, die in österreichischen Schulen an der Tagesordnung stehen. Das nepalesische Schulsystem kennt diese Methoden nicht. Hier gibt es nur stures (und sinnbefreites) Auswendig lernen und Aufsagen des Gelernten im Chor der Klasse-was, wie wir alle wissen, wenn wir uns an unsere Schulzeit erinnern, nicht lange im Kopf hängen bleibt! So ist es uns auch besonders wichtig, unser Lehrpersonal zu schulen und ihnen kreativere Lehrmethoden näher zu bringen. Denn spielerisches Lernen macht nicht nur Spaß, sondern fördert nebenbei noch Kreativität und Selbstwirksamkeit!

Kreativ sein….
Gemeinsam schaffen….
…sich selbstwirksam erleben!

Uns war es auch ein großes Anliegen den Kindern Spielerfahrungen, die auf einem Spielplatz entstehen, zu ermöglichen. Deshalb wurde im Februar 2020 der erste Spielplatz mitten im Slum von Birgunj erbaut. Neben leuchtenden Kinderaugen, kann man den Kindern dort beim spielerischen Lernen, Wachsen und Entwickeln zusehen.

Spielplatz im Slum von Birgunj in unserer ChildVision School

Lasst uns „Spielen, um zu fühlen, zu lernen und zu leben“ (André Stern)

Verfasst von Kristina Begusch, Volontärin und Mitglied von ChildVision Nepal

Quellen:

Berker, C. (2020). Recht auf Spiel. Terre des hommes. Abgerufen am 04.06.2020, von https://www.tdh.de/was-wir-tun/arbeitsfelder/recht-auf-spiel/

Buchempfehlung:

André Stern- Spielen, um zu fühlen, zu lernen und zu leben

Gerald Hüther- Wie Kinder heute wachsen